Inklusive Logistik für Werkstätten mit Menschen mit Behinderung

Niederwinkling, 17. Juli 2014

Pioniergeist: Straubinger KJF-Werkstätten St. Josef für Menschen mit Behinderung führt mit Unterstützung der imatech gmbh die 5S-Methode im Montagebereich ein.

Die KJF Werkstätten St Josef für Menschen mit Behinderung im niederbayrischen Straubing ist eine der ersten Werkstätten für Menschen mit Behinderung, die in einem Zukunftsprojekt zusammen mit der imatech gmbh aus Niederwinkling die 5S-Methodik aus dem Lean Management in einem inklusiven Arbeitsumfeld einführen.

Inklusion bedeutet „Einschluss“ und meint Teilhabe. In einer inklusiven Gesellschaft erfährt jeder Mensch, unabhängig von seiner Behinderung, Anerkennung und Wertschätzung. Soziale Inklusion ist verwirklicht, wenn jeder in seiner Individualität von der Gesellschaft akzeptiert wird und in vollem Umfang an ihr teilhaben oder teilnehmen kann. Das Thema Inklusion ist ein international diskutiertes Thema. So stand am 27. März die Rolle der Werkstätten für Menschen mit Behinderung in einem inklusiven Europa im Europäischen Parlament auf der Tagesordnung. In Zusammenarbeit mit der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen und dem französischen Verband präsentierte  der europäische Verband WASPD die Resultate ihres zweijährigen  Kooperationsprojektes, das die Rolle des Systems der Werkstätten für Menschen mit Behinderung als Möglichkeit der Teilhabe am Arbeitsleben im Vergleich zur Arbeit auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt untersucht hatte. So sind derzeit 300 000 Menschen bundesweit in 720 anerkannten Werkstätten für Menschen mit Behinderung beschäftigt.

Die KJF-Werkstätten gemeinnützige GmbH betreibt heute 8 Standorte in Niederbayern und der Oberpfalz mit insgesamt 1.500 Mitarbeitern mit und ohne Behinderung. Die Straubinger Werkstätten St. Josef mit heute 581 Mitarbeitern, davon 439 mit Behinderung, haben  in den zurückliegenden 40 Jahren bewiesen, dass sie leistungsstark sind und Qualitätsarbeit liefern. Denn heute zählt die Werkstätte namhafte Unternehmen, allen voran BMW, zu ihren Auftraggebern. In den Straubinger KJF-Werkstätten werden jährlich 33 Millionen Teile für die Automobilindustrie individuell nach Kundenvorgabe verpackt, 320 Tonnen Stangenmaterial aus Stahl, Aluminium, Messing und Kunststoff auf CNC-gesteuerten Dreh-, Fräs-, und Bohrmaschinen für die Maschinenbauindustrie bearbeitet, 20 Kubikmeter Massivholz für gewerbliche und private Kunden zu Einrichtungsgegenständen verarbeitet, 750 Tonnen Wäsche in einer  umwelt- und ressourcenschonenden Waschstraße gereinigt und 1,4 Millionen Dokumente für Unternehmen der freien Wirtschaft digitalisiert. Die imatech Lean Managementberatung für Wachstumsverstärkung in Produktion und Logistik aus Niederwinkling ist spezialisiert auf Prozessoptimierungen in den Bereichen Produktion, Montage und Logistik und ist eine der ersten deutschen Unternehmensberatungen, die die Herausforderung annimmt, die 5S-Methodik in einem inklusiven Arbeitsumfeld umzusetzen.

In gelebter Inklusion sollen in einem  5S-Projekt gleichberechtigt sowohl Mitarbeiter mit Behinderung wie auch Mitarbeiter ohne Behinderung einbezogen und so die Teilhabe der Menschen mit Behinderung an den betrieblichen Verbesserungenaktivitäten realisiert werden.  „Unsere Vision ist es, dass die Arbeitsplätze in der Montage und später dann auch im Lager von den Mitarbeitern mit Behinderung und Mitarbeitern ohne Behinderung gemeinsam so organisiert werden, dass dort die Arbeiten störungsfrei und mit möglichst wenig Verschwendung durchgeführt werden können“, konstatierte Herr Georg Haug, der Produktionsleiter und Initiator des Projekts bei der ersten Vorbesprechung Mitte letzten Jahres.  Dazu war neben der Straubinger Einrichtungsleiterin, Frau Evi Feldmeier auch die Verwaltungsleiterin Frau Melanie Eibl aus der Regensburger Zentrale anwesend. Ihr Anspruch verbesserte Abläufe so herbeizuführen, ohne dass dabei Menschen mit Behinderungen benachteiligt werden, machte das Zukunftsprojekt erst möglich und legte den Grundstein für die „inklusive Logistik“.

Nach dieser langen Anlaufphase wurde nun in dieser Woche das Projekt endgültig gestartet. Der ernannte 5S-Beauftragte Herr Peter Pellkofer wird nun bis Jahresende unterstützt von der Produktionsleitung bis hin zur Einrichtungsleitung, das 5S-Projekt federführend umsetzen. Begleitet wird er dabei von dem 5S-Experten der imatech gmbh, Herrn Wolfgang Arnold. Herr Arnold besitzt als ehemaliger LUK Werksleiter in Mexico und Brasilien das notwendige Fachwissen und die erforderliche Sozialkompetenz, um nachhaltiges Wachstum im technischen Bereich langfristig zu kultivieren.

Nach dieser langen Anlaufphase wurde nun in dieser Woche das Projekt endgültig gestartet. Der ernannte 5S-Beauftragte Herr Peter Pellkofer wird nun bis Jahresende unterstützt von der Produktionsleitung bis hin zur Einrichtungsleitung, das 5S-Projekt federführend umsetzen. Begleitet wird er dabei von dem 5S-Experten der imatech gmbh, Herrn Wolfgang Arnold. Herr Arnold besitzt als ehemaliger LUK Werksleiter in Mexico und Brasilien das notwendige Fachwissen und die erforderliche Sozialkompetenz, um nachhaltiges Wachstum im technischen Bereich langfristig zu kultivieren.

Impressionen vom ersten Projekttag „Inklusive Logistik“ in den KJF Werkstätten Straubing.

In zwei Pilotgruppen innerhalb der Abteilung Montage/Verpackung, in der die Mitarbeiter Autoersatzteile verpacken wurde mit dem ersten Schritt der 5S-Systematik, dem „Sortieren“ begonnen. Dabei war die erste Herausforderung, in der Einführung die Zielsetzung des Projektes in einfacher Sprache und selbsterklärenden Bildern für alle begreifbar zu machen. Durch das anschauliche „5S-Kofferspiel“ verstanden auch die Mitarbeiter mit Behinderung gleich die Vorteile von 5S-organisierten Arbeitsplätzen und dass im ersten Schritt alle unnötigen Dinge am Arbeitsplatz erst einmal aussortiert werden müssen. Und so halfen dann alle auch tatkräftig mit, an den Arbeitsplätzen nicht benötigte oder defekte  Gegenstände oder z.B. auch veraltete Dokumente auszusortieren. Was nicht gleich entsorgt werden konnte, wurde mit einer roten Karte versehen und in einer Bearbeitungsliste mit Bild und konkreten Maßnahmen dokumentiert. Diese Liste muss nun bis zum zweiten Projekttag, der im September geplant ist, unter Federführung des 5S-Beauftragten abgearbeitet werden.

Insgesamt war es ein gelungener Start in das Zukunftsprojekt „inklusive Logistik“, der zeigt, dass auch für Menschen mit Behinderung in aktiver Teilhabe ein Zugang zu modernen, nachhaltigen Formen der Organisation von Produktion und Logistik eröffnet werden kann. Eine sowohl aus sozialen und gesellschaftlichen, wie auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten lohnende Investition in die Zukunft.

Weitere Informationen zu den KJF Werkstätten finden Sie unter http://www.kjf-werkstaetten.de